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Working With Stickers
von
Leon Flottow





Leon Flottows Forschungsprojekt „Working with Stickers“ beschäftigt sich mit der Frage, welche sozialen Interaktionen entstehen, wenn eine subtile Kritik am eigenen Verhalten in körperlicher Kopräsenz erscheint. Was macht man also, wenn man mit Kritik und Meinungen konfrontiert wird – in diesem Fall über Sticker und in Form einer menschlichen Litfaßsäule.
Über einen Zeitraum von zwei Wochen verteilte Flottow möglichst unbemerkt Aufkleber mit zwei gesellschaftskritischen und ambivalenten Aufschriften auf dem Gelände der HeinrichHeine-Universität. Am letzten Tag des zweiwöchigen Zeitfensters verteilte er selbst aktiv Aufkleber, während er ein mit denselben Aufklebern überzogenes Outfit trug. Es ergab sich die Möglichkeit eines direkten Dialogs Performance – Herkunft, Bedeutung und Intention der Sticker konnten so potenziell kontextualisiert und reflektiert werden. Viele PassantInnen reagierten zunächst vorsichtig und passiv bis voyeuristische. Im weiteren Verlauf der Performance konnten sich jedoch immer mehr Personen zur aktiven Teilnahme bewegen.
Die Performance „Shoot“ (1971) von Chris Burden diente als Inspirationsquelle für die Performance. Burden lässt sich für Shoot als Hinweis auf die menschliche Passivität im Kontext des Vietnamkriegs ohne tödliche Folgen anschießen und verwies damit auf gesellschaftliche Zusammenhänge die Aspekte einer Doppelmoral aufwiesen.
Auch die Performance „Henry ‚Box‘ Brown: FOREVER“ von Wilmer Wilson IV war Grundlage für „Working with Stickers“. Der Künstler bedeckte seinen gesamten Körper mit Briefmarken und schuf so einen Bezug zu Henry „Box“ Brown, einem schwarzen US-Amerikaner, der der Sklaverei entkam, indem er sich per Post in die Freiheit schickte. Wilson IV schuf mit den Briefmarken eine visuelle Verkörperung eines gesellschaftskritischen Themas und provozierte eine kritische Reflexion.